Versicherer insolvent – was für Kunden jetzt gilt!
Die Element Insurance AG ist im Insolvenzeröffnungsverfahren. Die Versicherungsverträge laufen vorerst weiter. Auszahlungen aus Schadensfällen finden nicht mehr statt.
Der Berliner Versicherer Element ist in Zahlungsschwierigkeiten. Deshalb hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin) über das Vermögen einen Insolvenzantrag gestellt.
Was bedeutet das für die Kundinnen und Kunden des Versicherers?
Bestehende Verträge laufen zunächst weiter, neue können aber nicht mehr abgeschlossen werden. Fragen ergeben sich vor allem im Schadensfall. Forderungen werden nicht mehr ausgezahlt, stattdessen werden sie im Insolvenzverfahren nur noch „quotal“ bedient. Das heißt in der Praxis, dass Kunden möglicherweise einen Schaden nicht vollständig erstattet bekommen, sondern nur eine anteilige Schadenssumme erhalten. Dies gilt für bereits gemeldete und künftige Schäden.
Tipp: Da die Gefahr besteht, dass Forderungen aus Schadensfällen nicht umfassend reguliert werden, sollten Sie als Kundin oder Kunde erwägen, sich sofort um neuen Versicherungsschutz zu kümmern. Das gilt unabhängig von der Frage, welche Lösung es für Ihren bestehenden Vertrag in den nächsten Wochen geben wird. Insbesondere bei Versicherungen mit potenziell hohen Schadenssummen gilt es das zu bedenken, etwa bei der Wohngebäudeversicherung.
Element ist ein vollständig digitales Unternehmen und hat eine Bafin-Lizenz ausschließlich für Sach- und Unfallversicherungen. Kundinnen und Kunden von Element haben ihre Versicherung nicht direkt bei Element abgeschlossen, sondern bei einem der Kooperationspartner, hinter denen Element als Risikoträger steht. Das führt dazu, dass Kunden manchmal gar nicht wissen, dass sie bei Element versichert sind.
Zu den Kooperationspartnern zählen zum Beispiel Asspario, direkt-AS, DEMA, Manufaktur Augsburg, Schutzgarant oder Panda. Die Kooperationspartner sind so genannte Assekuradeure oder Versicherungsvermittler, die eigene Angebote entwickeln und die Tätigkeit eines traditionellen Versicherers übernehmen – in der Regel von der Entwicklung eines Versicherungstarifs bis zur Schadensabwicklung – ohne jedoch für die Versicherungsansprüche des Kunden zu haften. Element selbst bezeichnet Kooperationspartner als Managing General Agent (MGA).
In aktuellen Tests der Stiftung Warentest ist Element Risikoträger bei folgenden Tarifen von Kooperationspartnern:
Wohngebäudeversicherung: Dema Deutsche Versicherungsmakler AG (Tarif: Wohngebäude Exklusiv).
Fahrradversicherung: Asspario Versicherungsdienst GmbH (Tarife: AllRisk fair select / AllRisk best select).
Handyversicherung: Schutzgarant GmbH (Tarif: HandySchutzbrief Basis).
Unfallversicherung: Manufaktur Augsburg GmbH (Tarife: Premium / Premium-Plus).
Es gibt weitere Kooperationspartner, deren Tarife nicht in Tests der Stiftung Warentest vorkommen, bei denen Kunden Sachversicherungen abgeschlossen haben. Dazu gehören neben der Privathaftpflicht- und Hausrat auch Tierversicherungen.
Tipp:
Sind Sie nicht sicher, ob Element hinter einem Ihrer Versicherungsverträge als Risikoträger steht, finden Sie die Information darüber im Kleingedruckten.
Oder Sie fragen direkt Ihren Vertragspartner. Dieser hat die Pflicht, Kundinnen und Kunden über das Insolvenzverfahren zu informieren. Teils sind Kunden schon informiert.
Element hatte im Oktober 2017 als erstes deutsches volldigitales Versicherungsunternehmen die Erlaubnis der Bafin für die Schaden- und Unfallversicherung erhalten. Die Idee von Element: „Insurance-as-a-Platform“, wie es im Lagebericht 2017 heißt. Versicherer, die als Risikoträger mit Partnern Versicherungsprodukte entwickeln, werden auch White-Label-Versicherer genannt. Im Juni 2022 erhielt Element die Bafin-Erlaubnis zur Erweiterung des Geschäftsbetriebs auf See-, Binnensee- und Flussschifffahrts-Kasko und -Haftpflicht sowie auf verschiedene finanzielle Verluste.
Am 20. Dezember 2024 zeigte Versicherer Element der Bafin nach der Kündigung ihres wichtigsten Rückversicherers den Eintritt der Überschuldung im Sinne der Insolvenzordnung an. Daraufhin stellte die Bafin einen Insolvenzantrag für Element.